Zur Sache

Für eine kleine Kirchengemeinde ist die Anschaffung einer neuen Orgel schon eine “Großtat”. Ich möchte Ihnen dieses Instrument, eine Heintz-Orgel kurz vorstellen.

Die Orgel befindet sich in der Laurentiuskirche Karlsruhe-Hagsfeld.

Das auf de CD festgehaltene Programm enthält die Werke, die zum Einweihungskonzert gespielt wurden.

Eine Ausnahme macht das Türmerlied. Es wurde während des Eröffnungs-Gottesdienstes mitgeschnitten

Zu den Musikern

Frank Eichler

Geboren 1968 in Warnemünde. Von 1975 bis 1982 Ausbildung im Fach Violine am staatlichen Konservatorium Rostock mit Gundstufenabschluss. Ab 1981 Unterricht in den Fächern Klavier und Orgel bei LKMD Christiane Werbs. 1985 Aufnahme einer Lehre mit erfolgreichem Abschluss als Uhrmacher. Im gleichen Jahr Prüfung zum Kirchenmusiker im Nebenamt an der Kirchenmusikschule in Greifswald. Die Kirchenmusik blieb in den folgenden Jahren ein Hobby und wurde geprägt durch Organistenvertretungen, Orgelmusiken, Chor - und Instrumentalarbeit in Rostock und ab 1988 in Erfurt. 1996 berufsbedingter Umzug nach Karlsruhe. Neben der hauptberuflichen Tätigkeit als Uhrmacher - Feinmechaniker Annahme einer Kirchenmusikerstelle im Nebenamt an der Ev. Laurentiuskirche Karlsruhe - Hagsfeld. Zusätzlich seit 2001 Chorobmann der Ev. Kirchenchöre für den Kirchenbezirk Karlsruhe und Durlach.

Constanze Schweizer-Elser

geb. 1968 in Pforzheim, studierte von 1988-1995 an der Hochschule für Kirchenmusik der evangelischen Landeskirche in Baden in Heidelberg Kirchenmusik (Orgelliteraturspiel bei Prof. Gerhard Wagner und Prof. Matthias Schneider). Seit Abschluss des Studiums mit dem A-Examen 1995 ist sie hauptamtliche Kantorin in der evangelischen Kirchengemeinde Karlsruhe-Knielingen. Neben weiteren fortbildenden Kursen in In- und Ausland schloss sie 1997 ein Aufbaustudium im Fach Orgel am Conservatoire national de region de Strasbourg an bei Prof. Christophe Mantoux (Paris), das sie im Jahr 2000 mit dem Diplome de specialisation beendete.

 

Die Komponisten und ihre Werke

Johann Sebastian Bach (1685 -1750)

Präludium und Fuge in C-Dur BWV 547 gehört zu Bachs Spätwerken. Das Präludium zeigt in seiner Motivik enge Verbindung mit der Kantate "Sie werden aus Saba alle kommen". Es steht im 9/8 Takt, wirkt sehr gelöst und tänzerisch, wenngleich auch harmonisch sehr expressive Passagen erklingen.
Die Fuge baut sich aus einem sehr kurzen Thema auf, welches in genialer Weise nach allen Regeln der Fugenkunst durchgeführt wird.
Bei der Triosonate G-Dur übertrug Bach die Kammermusikform der Triosonate (d.h. einer Sonate für drei Soloinstrumente) auf die Orgel, auf der man Dank verschiedener Register auf verschiedenen Manualen und Pedal tatsächlich den Eindruck von drei miteinander musizierenden Instrumenten erwecken kann.

Andreas Barner (1835 Kornthal - 1910 Karlsruhe)

war lange Jahre Hoforganist in Karlsruhe an der Schlosskirche. Er stand in besonderer Gunst des Großherzogs Friedrich I. Bei seiner Bewerbung um diese Stelle gegen zwei weitere Kandidaten an einem heißen Sommertag meinte er zum Großherzog: “Königl. Hoheit, i schwitz wie e Sau, darf i mei Frack ausziehe?“, was ihm lächelnd gewährt wurde.
Barner verfasste zahlreiche Choralvorspiele zu häufig gesungenen Liedern. Er war maßgeblich beteiligt an der Herausgabe eines Choralbuches 1883. Seine, der romantischen Tonsprache verbundene Art zu komponieren, traf den damaligen Zeitgeist genau. So dürfte es kaum eine Organistenstelle in Baden gegeben haben, an der nicht seine Werke gespielt wurden.

Max Bruch (1838 Köln - 1920  Berlin)

heute vor allem noch durch seine Violinkonzerte bekannt, war ab 1867 Hofkapellmeister in Sondershausen,1880-83 Dirigent der Philharmonic Society in Liverpool, und ab 1891 Leiter einer Akademischen Meisterschule an der Kompositionsabteilung der Berliner Akademie.
Das „Türmerlied” basiert sowohl literarisch als auch musikalisch auf dem Gelegenheitswerk „Wächterlied in der Neujahrsnacht” (Februar 1888) nach dem Gedicht „Wächterlied auf der Wartburg (Neujahrsnacht 1200)” von Jos. Victor von Scheffel, dessen erste vier Zeilen Motto für unsere Orgelweihe sein könnten:
         Schwingt euch auf Posaunenchöre
         dass in sternenklarer Nacht
         Gott der Herr ein Loblied höre
         von der Türme hoher Wacht
Die Bläserfassung zu 5 Stimmen und Pauken des dem Kreuzchor Dresden gewidmeten „Türmerliedes“ wurde in der Neujahrsnacht 1917 auf der Wartburg bei Eisenach von Posaunenchören uraufgeführt. Es eignet sich daher bestens zur Eröffnung eines festlichen Gottesdienstes.

Dietrich Buxtehude (Oldesloe 1637 - 1707 Lübeck)

Komponist und Organist. Über den Geburtsort Buxtehudes bestanden Zweifel: Helsingborg, Helsingör oder Oldesloe. Danach wäre er Schwede, Däne oder Deutscher gewesen. Die Geburt in Oldesloe gilt neuerdings als am wahrscheinlichsten. Jedoch ging er frühzeitig nach Helsingör. Die Landschaft an der westlichen Ostsee bildete damals einen gemeinsamen Kulturbereich, so dass der Streit um die Abstammung letztlich unerheblich ist. In Helsingör war der Vater Johann Buxtehude (1602-1674) Organist. Nach Anfangsstellungen wurde  Buxtehude 1668 Organist an der Marienkirche in Lübeck. Voraussetzung dazu war, dass er die Tochter seines Vorgängers Franz Tunder heiratete, wie er auch von seinem Nachfolger erwartete, seine Tochter zu heiraten.
Seit 1673 veranstaltete er Abendmusiken, die sich bald eines großen Ruhmes erfreuten und zu einer bleibenden Überlieferung in Lübeck geworden sind. Es waren Kirchenkonzerte an den fünf Sonntagen vor Weihnachten. Hierfür komponierte er Kantaten, die gedruckt wurden, jedoch nicht mehr vollständig erhalten sind. In seiner Vokalmusik zeigten sich italienische Einflüsse. Noch kraftvoller erscheinen uns heute die Orgelwerke von Buxtehude. Um sie zu hören, pilgerte der junge Bach nach Lübeck. Buxtehude war einer der wichtigsten Vertreter der norddeutschen Orgelkunst. Kenner nennen ihn einen »Romantiker des Barock« und sprechen von seiner »überlegenen Regellosigkeit«, von der »mystischen Atmosphäre«, von »weit ausgreifender« und »zackiger Phantastik«. Sein Orgelstil hat auf Bach eingewirkt. Die Orgelwerke von Buxtehude bilden heute einen festen Bestand im Repertoire. Schrieb für Klavier "Suiten" und „Variationen", an Kammermusik „Triosonaten".
Präludium und Fuge in D-Dur
Präludium und Fuge in D-Dur entsprechen in ihrer Anlage der hochbarocken, fünfteiligen Form. Nach einem prachtvollen Präludium wird voller Fantasie die auf einem einfach anmutenden Thema basierende Fuge zu Ende geführt und stellt die Orgel in ihren unterschiedlichsten Klangfarben vor. Insgesamt erstrahlt das Werk durch die Tonart D-Dur in einem strahlend-festlichen Charakter
Choralbearbeitungen “Vater unser im Himmelreich”, “Nun bitten wir den heiligen Geist” und “Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ”
Dietrich Buxtehudes Choralbearbeitungen bestätigen seinen außergewöhnlichen kompositorischen Stil. Trotz reich verzierter und bewegter Melodieführung sind beide Choralbearbeitungen von Klarheit und Ruhe geprägt.
Man hört jeweils die Choralmelodie in kolorierter, d.h. verzierter Fassung, wobei speziell bei "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ" Buxtehude die Motivik phantasievoll weiterspinnt und somit schon so etwas wie eine kleine Choralphantasie entstehen lässt.

Matthias Drude (1960 Prisser/Dannenberg)

Komponist, 1984 Zweiter Preis beim Kompositionswettbewerb des „Posaunenwerkes der Evangelischen Kirche in Deutschland“, 1993 „Ernst-Fischer-Preis“ (2. Preis) für die Orchesterkomposition „Puppenspiele“, 2000 Kompositionspreis beim Wettbewerb des Sächsischen Musikrats, 2001 Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen im Deutschen Komponistenverband.
Festmusik mit Händel (1994)
Eine doppelchörige Bearbeitung mit Pauken aus der "Wassermusik" von Georg Friedrich Händel. Sehr geschickt hat Matthias Drude den Orgelpart mit dem Bläserpart verbunden. So entstehen Harmonien im Händelschen Sinn. Die Pauke schafft zusätzliche Akzente, so dass ein wirkungsvolles Werk entsteht. Dass das Händel-Thema dann noch mit der Melodie von "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" verkoppelt wird, ist eine zusätzliche Steigerung des Werkes.

Sigfrid Karg-Elert (1877 Oberndorf/Neckar - 1933 Leipzig)

war Komponist und Musiktheoretiker und lehrte am Magdeburger und am Leipziger Konservatorium. Am letzteren war er als Nachfolger Max Regers tätig. Am bedeutendsten sind seine Kompositionen für Orgel und Harmonium.
"Nun danket alle Gott"
Karg-Elerts Stil orientiert sich an dem Max Regers, was in der kühnen Harmonik und den virtuosen Zwischenläufen der Choralbearbeitung "Nun danket alle Gott" hörbar wird.

Johann Ludwig Krebs (1713 Buttstedt/Weimar - 1780 Altenburg)

besuchte 1726-1735 die Leipziger Thomasschule und war daneben Privatschüler Bachs, der ihm ein hervorragendes Zeugnis ausstellte. Nach seinem Studium war er erst Organist an der Marienkirche in Zwickau, dann in Zeitz und schließlich Hoforganist in Altenburg. Krebs spielte bei der Überlieferung der Bachschen Werke eine große Rolle.
Trio in Es
Krebs knüpft in seinem Orgelschaffen an die Tradition Bachs an, lässt aber in seinem Trio in Es auch deutlich die Frühklassik hörbar werden durch eine eher melodieorientierte Kompositionsweise, die sich bereits der typischen klassischen Begleitfiguren (der so genannten Albertibässe) bedient.

Vincent Lübeck (1654 Padingbüttel - 1740 Hamburg)

Komponist, Sohn eines norddeutschen Organisten, wuchs in Flensburg auf und spielte mit 20 Jahren als Organist auf der von Schnitger gebauten Orgel in Stade. Dort erwarb er sich als Lehrer Ansehen. 1702 wurde er an die Nikolaikirche in Hamburg berufen. Hier blieb er bis zu seinem Tode. Seine Orgelkompositionen sind Zeugnisse der norddeutschen Orgelkunst und zeigen Verwandtschaft mit denen von Buxtehude. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien 1921. Außer Orgelwerken enthält sie Kantaten und eine "Clavier-Uebung, 1728", die aus Präludien und Fugen und einer Suite besteht. Von Lübecks Orgelwerken fühlten sich Bach und Händel angeregt. Sie werden heute wieder oft gespielt.
Präludium und Fuge F - Dur
Das Werk ist geprägt von Leichtigkeit und strenger Linienführung, wobei zum Schluss der Fuge der Zimbelstern erklingt.

Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 Hamburg -1847 Leipzig)

hinterließ neben den allbekannten Werken auch bedeutende Oratorien (“Elias “ und “Paulus”). Die Orgelwerke sind - nach Victor Lukas - “ein Niederschlag seiner Beschäftigung mit Bach und der evangelischenKirchenmusik. Mit der Aufführung der Bachschen Matthäuspassion 1829 und seinem unermüdlichen Einsatz für den Thomaskantor erwarb sich mendelssohn bleibende historische Verdienste.”
Andantino religioso und Allegretto aus der Sonate op.65 Nr. 4 B-dur
Die beiden Sonatensätze sind "Lieder ohne Worte", eine für die Romantik, insbesondere in der Klaviermusik, typische Kompositionsweise: die Musik ist liedhaft, es könnte ohne weiteres eine Singstimme den Melodiepart übernehmen.

 Rolf Schweizer (1936)

war Zeit seines Lebens in der badischen Landeskirche als Kirchenmusikdirektor, Landeskantor Mittelbaden und Bezirkskantor an der Stadtkirche in Pforzheim (bis Juli 2001) tätig. Neben seiner ausgedehnten beruflichen Tätigkeit ist die Komposition ein wichtiger Schwerpunkt in seinem Schaffen.
"Singet dem Herrn ein neues Lied" und "Das ist ein köstlich Ding" sind Lieder, die der Komponist selbst geschrieben hat. Die Nähe zum Jazz ist unverkennbar, jedoch besitzt Rolf Schweizer eine ganz eigene Tonsprache, die der Tradition zwar nicht abgeneigt ist, jedoch nach einer neuen Klanglichkeit sucht.