Robert Schumanns Violinkonzert d-moll wurde erst 1937 uraufgeführt!


Trotz des enormen Propaganda-Aufwandes und weltweiter Rundfunkübertragung war die Ursendung der Uraufführung durch Georg Kulenkampff, die Berliner Philhamoniker und Karl Böhm bis an heute heran NICHT AUFFINDBAR gewesen.

Die vorliegende CD macht dieses Ereignis erstmalig zugänglich.

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Erst Ende 2021 wurde durch die Recherchen von Jumpei Maruo (Osaka/Japan) ein kurzer Wochenschau-Auschnitt von der UA zugänglich gemacht!

Dr. Ingrid Bodsch stellte diesen Fund im Schumann-Portal vor:

Filmausschnitt aus der Uraufführung von Schumanns Violinkonzert!

Ein unglaublicher Fund Wolfgang Wendels nach vielen Jahren unermüdlichen Recherchierens und Suchens:
Ein filmischer (!) Ausschnitt  aus der Uraufführung von Robert Schumanns Violinkonzert WoO 1 am 26. November 1937 mit den Berliner Philharmonikern und (als Solist) Georg Kulenkampff  unter der Leitung von Karl Böhm in der Deutschen Oper Berlin.

Der Kontext der Uraufführung ist bekannt. Sie fand im Rahmen der sog. Festsitzung während der als nationalsozialistische Propagandaveranstaltung inszenierten gemeinsamen Jahrestagung der Reichskulturkammer und der NS-Gemeinschaft “Kraft durch Freude” im entsprechend „dekorierten“ Deutschen Opernhaus in Berlin statt: “Man inszenierte eine propagandistisch groß ausgeschlachtete 'Uraufführung’ mit Georg Kulenkampff und Karl Böhm, doch diesen hochmögenden Exegeten zum Trotz erwies sich das Werk, das zu ‘dem’ deutschen Violinkonzert der Romantik ‘aufgebaut’ werden sollte, als Rohrkrepierer, [als der sich das von vielen großen Geigern unserer Zeit geliebte Konzert auf lange Sicht zum Glück doch nicht erwiesen hat]. Der Livemitschnitt vom November 1937”,  den der Herausgeber Wolfgang Wendel vor ein paar Jahren nach langjähriger Suche von einem holländischen Archiv erhalten hatte, wurde von ihm 2016 auf CD als Vol. 17 in seiner legendären Reihe PODIUM LEGENDA veröffentlicht. Seit 2016 also steht dieses “Dokument eines historischen Fehlversuchs, von Herausgeber Wolfgang Wendel mit einem faszinierenden Beiheft versehen, in dem Musikologen alles Wissenswerte über das musikhistorische Kuriosum gesammelt haben” als Audio-Fassung zur Verfügung. (Vgl. https://www.diepresse.com/5089104/robert-schumann-missbrauchte-romantik).

 
Auch ein paar Fotos von der Veranstaltung sind bekannt und über nationale und internationale Fotoportale und Archive verfügbar. Was aber lange nicht auffindbar war, aber als existent bekannt, und deshalb Wolfgang Wendel in seiner Suche nicht nachlassen ließ, war der kurze Filmbericht über die “Festsitzung” inkl. kurzen Ausschnitten des Konzerts in der Fox Tönenden Wochenschau, “die einzige ausländische Wochenschau, die in deutschen Lichtspieltheatern präsent (war). […] Die “deutsche Filiale der amerikanischen Fox Movietone News beugte sich ab 1933 […] den Propagandaanforderungen des Regimes. Die letzte Nummer erscheint am 27. Juni 1940.” (Vgl. https://www.filmblatt.de/2017/08/01/die-stimme-der-welt-fox-toenende-wochenschau-in-deutschland-1930-1940/).


Fast hätte Wolfgang Wendel an einen Erfolg seiner Suche nicht mehr geglaubt, als ihm ein japanischer Musikfreund - Jumpei Maruo aus Osaka - vor wenigen Tagen das entsprechende Filmdokument von knapp zweieinhalb Minuten zukommen liess, das neben dem leider unvermeidbar auch eingeschlossenen Fragment der Festrede Ausschnitte aus der Uraufführung des Violinkonzerts zeigt, darunter den Solo-Geigeneinsatz und die Takte 71-77 des ersten Satzes.
Ich danke Herrn Wendel sehr herzlich, dass er uns in Einverständnis mit Maruo Jumpei an seinem großartigen Rechercheerfolg teilhaben lässt, und wir das Video über das Schumannportal allgemein bekannt machen dürfen.
(I.B., 21.12.2021)

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Schumanns "Zweites Violinkonzert" wurde erst 1987 durch Dr. Joachim Draheim aufgefunden und im gleichen Jahre uraufgeführt. Es ist nur dem Enthusiasmus von Dr. Lorenz Kany zu vredanken, dass von diesem Ereignis wenigstens eine Amateuraufnahme zustandekam.

Robert Schumann: Ur-Aufführungen seiner Violinkonzerte

Clara Schumann 1853 über die Interpretation des Beethoven­schen Konzerts durch den 22-jährigen Joseph Joachim: „ ... er spielte aber auch mit einer Vollendung und einer so tiefen Poe­sie, so ganz Seele in jedem Tönchen, wirklich idealisch, daß ich nie solch Vio­lin­spiel gehört, und ich kann wohl sagen, nie von einem Virtuosen solch einen unvergeßlichen Eindruck empfangen habe.“
Joseph Joachim im Gegenzug: „Möchte doch Beethoven’s Beispiel Sie anregen, den ar­men Violinspielern, de­nen es ... so sehr an Erhebendem für ihr Instrument fehlt, aus Ihrem tiefen Schacht ein Werk an’s Licht zu ziehen, wunderbarer Hüter reichster Schät­ze!“
Die Kernausssagen der beiden Äußerungen wurden bislang kaum gebührend beachtet:
1. Robert Schumann hat sein Violinkonzert d-Moll NICHT primär für den Virtuosen, sondern für den Musiker Joseph Joachim komponiert.
2. der noch (zu) junge Joachim hat die „reichsten Schätze” in Schumanns „tiefem Schacht”  mehr als nur geahnt, aber NICHT verstanden. Er hat das Konzert NIE gespielt.
Die mit fast 85-jähriger Verspätung am 26. November 1937 stattgehabte Uraufführung des Violinkonzertes d-Moll wird durch vorliegende CD erstmals veröffentlicht.
Statt einer maßstabsetztenden Initialzündung markiert die UA jedoch den Beginn einer In­ter­pre­ta­tionsgeschichte, die durch Voreingenommenheiten, Miss- und Unverständnissen ge­gen­über den Absichten des Kompnisten geprägt ist.
Der Verlag Schott berücksichtigte 1937 bei der ersten Druck­ausgabedie Änderungsvorschläge von Paul Hindemith und Georg Kulenkampff NICHT. Doch führten die schwer zu überschauende Manuskriptlage und vermutlich auch der Zeitdruck zu einer mit Hunderten Fehlern behafteten und rund 70 Jahre beibehaltenen Erstauflage!
Erst die Neuausgaben durch B+H (2009, Riedel/Zehetmair) und Schott (2010, Kapp/Tetzlaff ) schufen die Voraussetzungen für unverstelltere Sichtweisen und erneute Annäherung.